Es duftet es nach Enzian, Wachholder und Anemonen, ein Murmeltier pfeift und huscht in seinen Bau, zwei Adler kreisen schreiend in den Wolken zwischen Mega-Bergen – wir sind im Aosta-Tal – das Tal der Riesen in Italien. Denn das gut 3000 Quadratkilometer große „Becken der Eiszeit“ ist umsäumt von den höchsten Gipfeln der Alpen, wie dem Mont Blanc (4810 Meter) an der Westgrenze zu Frankreich, dem Matterhorn (4478 m) im Norden zu Frankreich, dem Monte Rosa (4634 Meter) an der Nordgrenze zur Schweiz, und dem Gran Paradiso (4061 m) im Süden Italiens.
„Das Aosta-Tal zu erleben, ist wie auf einer Wiese zu liegen, die verschiedenen Gerüche zu entdecken und einfach nur zu genießen“, sagt Roberto Ronc vom Landeswissenschaftlichen Amt der Region.
In den 14 verschiedenen Berg-Tälern samt seinen mehreren Hundert Kilometer gut ausgeschilderten Wanderwegen kann man im Sommer auch an Felsen klettern (im Winter auf Eiswasserfällen), es gibt Angebote für Paragliding, Rafting und Golf. „Rund um unsere Gemeinde Chamois werden neuerdings Wander-Reittouren angeboten“, erzählt Emanuela Gonta, Mit-Betreiberin der gemütlichen Bar da Bruna.
Für Biker gibt es neben 52 speziellen Hotels (mit Bringe- und Pannen-Service) auch mehrere 100 Kilometer lange extra ausgewiesene Touren. Im Örtchen Pila führt sogar eine spezielle Biker-Seilbahn zum Lago Chamolé, die natürlich auch Wanderer benutzen dürfen. In einer Extra-Vorrichtung am Sessel-Lift lässt sich das Rad verstauen und nach etwa zehn Minuten Auffahrt geht es abwärts – hui, da kommen die Glückshormone in Wallung.
Biker düsen mit kleinen und hohen Sprüngen über Hindernisse. Die Bäume sind in abenteuerlichen Kurven weich gepolstert und der Weg ist mit Bändern markiert, damit Wanderer den Bikern nicht in die Quere kommen.
Im Winter (von Dezember bis März) gehört die Bilderbuch-Landschaft dann den Skifahrern. Wer will, kann von der Seilbahn auch einen gemütlichen Wanderweg (ca. 20 Minuten) zum Lago Chamolé machen. Der schwarze Bergsee ist beliebtes Ausflugsziel.
Baden würden die Italiener nicht in diesem und in keinem anderen der vielen Bergseen – auch nicht bei 30 Grad Hitze. „In Mitte der Bergseen sind oft Strudel und darum ist baden in Seen hier nicht üblich“, erzählt Guide Lorette Proment von der Touristikzentrale.
Auch Architektur-Begeisterte kommen im Aosta-Tal nicht zu kurz. Neben der römisch geprägten Hauptstadt Aosta gibt es in der Region rund 15 verschiedene Schlösser und Festungen wie Forte di Bard samt Alpenmuseum.
Tipp: Besonders schön zum Wandern ist der Höhenweg der Naturschönheiten (Alte Via 2), weil er durch die beiden Nationalparks Gran Paradiso (www.pngp.it) und Regional Park Mont Avic (www.lovevda.it) führt.
Der geübte Wanderer könnte die insgesamt 14 Tagestouren von je drei bis acht Stunden hintereinander zurücklegen. Der ungeübte Wanderer geht eben nur einzelne Etappen, die fast alle in einer Ortschaft enden. „Hier können Wanderer sich mit kulinarischen Spezialitäten des Aosta-Tals wie den berühmten Fontina-Käse oder Arnaiot mit Brot, einen weißen, mit Kräutern gewürzten Schinkenspeck, stärken. Er wird in der Traditionsfabrik Bertolin hergestellt, die zu besichtigen ist.
Übernachten könnte man zwischen den Wandertouren neben gemütlichen Hotels oder Pensionen am besten gleich oben auf der Alm in rustikalen Hütten wie in der Hütte Miserine. Sie ist über den Ort Dondena (2114 m) Richtung Rifugio Miderin (2588 m) in 1,5 Stunden Gehzeit erreichbar (Höhenunterschied: 474 Meter). Dort gibt zwei große Schlafsäle mit je zehn bis 15 Betten samt Einmal-Schlafsäcken. Tipp: Ohrenstöpsel nicht vergessen, denn die nächtliche Geräusch-Kulisse ist enorm. Morgens könnten Sie in die Ortschaft Lillaz aufbrechen – Wanderstöcke, Regendichte Kleidung, Sonnenschutz und Sonnenbrille einpacken!
Die Sechs-Stunden-Tour samt Höhenunterschied von 239 Meter auf 1455 Meter geht auch über ein kurzes Stück Gletschereis.
Tipp: Bevor Sie den nächsten Fuß in den Schnee setzen, stampfen sie ihn vorsichtig fest – sonst könnten Sie mit dem Bein ruckzuck bis zur Hüfte im Schnee versinken – mühsam, sich da wieder herauszuwurschteln.
Später wandern Sie über Felsen, großen und kleinen Wasserfällen, Bächen und herrlich duftenden Wiesen.
Mit Glück kann man sogar einige der insgesamt rund 5000 Steinböcke beobachten, die im Aoasta-Tal leben. „Vor zehn Jahren sind sogar wieder Wölfe eingewandert. Neben Stein-Adlern, Bart-Geiern, Gämsen und Murmeltieren gibt auch Luchse “, erzählt Guide Corrado, dessen Sohn Alberto die Tour ebenfalls begleitet.
Wer keine Lust hat, die Berge „hochzuschnauben“, kann auch mit einer der vielen Seilbahnen Wegstrecken zurücklegen oder mit den von den Gemeinden betriebenen Bussen in die Berge fahren. Die Fahrten sind übrigens kostenfrei.
Infos:
Vom Flughafen Mailand fährt man gut 1,5 Stunden bis ins
Aosta-Tal.