Er war eine Stimmungskanone, ein toller Musiker und Entertainer. Am 4. Januar 2016 ist Achim Mentzel verstorben. Zwei Sommer vorher hat er dem Fotografen Thomas Uhlemann und mir ein Interview im Spreewald gegeben. Und selten hatten wir bei der Arbeit so viel Spaß. Lesen Sie mal, wie wir den Tag mit Achim Mentzel erlebt haben.
Im Örtchen Lehde zeigte uns der Hobbykoch seine Lieblingsecken. Treffpunkt war 12 Uhr das Café Venedig (An der Lischka 1), wo Achim Mentzel jeden Mittwoch und am Wochenende ab 17 Uhr zu "Achims Spreewaldstadl" einlud.
Wie früher bei seiner TV-Sendung "Achims Hitparade" (lief im MDR bis 2006) sang er alte und neue Hits wie "Gott sei Dank ist sie schlank" und "Jetzt kommt euer Achim". Doch kaum hattenen wir uns hingesetzt, kamen Elisa (64) mit ihren Freundinnen aus Lychen auch schon angestürmt und wollten ein Autogramm.
"Ick dachte schon, Ihr kommt ja nich", scherzte Achim damals während er die Karten aus der schwarzen Handgelenktasche signierte.
"Wir müssen unbedingt 'nen Kahn auftreiben und 'ne Runde fahren", sagte Achim. "Det Gleiten über's Wasser gibt mir so 'ne Ruhe. Wenn meine Verwandtschaft mich besucht, fahren wir immer in den Spreewald."
Insgesamt 900 Kilometer Wasserwege gibt es dort. Ein Kahn ist schnell gefunden - Fährmann ist Karl-Heinz Starick, Inhaber vom Ausflugslokal Quappenschänke. Hier gibt es auch Deutschlands einziges Gurkenmuseum, in dem bis 1985 noch Spreewälder Gurken hergestellt wurden (www.spreewald-starick.de).
Heute kann man dort neben Gurken (Eimer ab 1,50 Euro) und Gurkenbrot (1,50 Euro) auch leckere Wildspezialitäten wie Hirschkalbsalami essen und kaufen.
"Ja, esst mal schön, dann seht' ihr bald so aus wie ick", sagte Achim grinsend zu den Besuchern und zeigt auf seinen Bauch. Bei einer Größe von 1,78 Meter wog Achim immerhin zwei Zentner. Die Besucher lachten und riefen: "Man Achim, mach' weiter so! Wir finden Dich Klasse so wie Du bist."
Einmal die Woche gabt es bei Mentzels immer Fisch. Dann war Achim der Koch. Beim perfekten Promi-Dinner mit Enie van de Meiklokjes, Dagmar Frederic und Gerit Kling hatte er auch einen Karpfen gebrutzelt - aus Peitz natürlich.
Achims Rezept: Karpfen (etwa drei Kilo, ausgenommen) mit dem Bauch auf eine Tasse und die auf einen Teller stellen, Fisch mit Petersilie, Dill, Pfeffer, Salz würzen, Butterstücken auf dem Tellerrand verteilen (auch pfeffern und salzen) und das Teil "dann bei 180 Grad Umluft 45 Minuten ab in die Röhre", sagt Achim, der bei TV- Koch Johann Lafer auch butterweiche Rouladen geschmort hatte.
Nach der Kahnfahrt ging's zu Fuß zurück zum Café Venedig, vorbei an etwa drei Meter hohen Heuschobern, die es woanders kaum noch zu sehen gibt.
Für den Fotografen stellte sich Achim sogar ins Fußballtor. "Nur wenige wissen, das ich den Union-Klassiker 'Stimmung an der alten Försterei' singe, den Puhdys-Mitbegründer Harry Jeske komponiert und getextet hat", verriet Achim damals. Die alte Hymne von Energie Cottbus, die bis zur Wende gespielt wurde, hat einst Achim Mentzel komponiert. Mentzel hat in den 60er-Jahren sogar selbst aktiv in der Berliner Juniorenauswahl Fußball gespielt.
Inzwischen war es im Spreewald 15 Uhr geworden und Achim Mentzel und Sohn Robert fingen an, die Musik-Technik im Café Venedig aufzubauen. Auch die ersten Stadl- Besucher kamen schon angeschippert.
"Lehde wurde erstmals 1315 urkundlich erwähnt", erzählte Achim während des Aufbaus seiner Technik. Und obwohl 1929 die erste Landverbindung nach Lübbenau gebaut wurde, ist und bleibt der Kahn heute noch das Transportmittel Nummer eins. Und in der Werkstatt von Karl Koal (Dorfstraße 11) kann man heute sehen, wie Spreewaldkähne gebaut werden.
Und dann war es auch schon 17 Uhr und Stimmungskanone Achim Mentzel brachte den Saal zum Kochen.
Infos: www.luebben.de